Kategorie: Serien

  • vorbei.thüringen – it’s all over

    Das Unspektakuläre sehen – vorbei.thüringen

    Was sehen wir, wenn wir aufhören, nach etwas Bestimmtem zu suchen?

    Wenn der Blick sich vom Erwartbaren löst – und in den Zwischenräumen landet, dort, wo das Ungeplante passiert?

    Gefunden statt gesucht. Flüchtig statt festgehalten.

    vorbei.thüringen ist eine Einladung, das Vertraute mit anderen Augen zu sehen – und Thüringen als offenen Raum zu lesen, jenseits der großen Erzählungen.

    Diese fotografische Serie ist eine Skizze des absichtslosen Sehens.

    Eine Bewegung durch Weimar, Apolda und Erfurt – Städte, die nicht dargestellt, sondern durchstreift werden. Ohne Karte. Ohne Ziel. Nur mit Blick.

    Die Bilder entstehen unterwegs.

    Sie sind flüchtig, leise – stellen keine Fragen, geben keine Antworten.

    Sie existieren, weil jemand hingesehen hat: auf Fassadenfragmente, stille Pfützen , halten den Himmel fest, auf zufällige Konstellationen, die kein Auge geplant hat. Nicht das Große zieht hier an – sondern das, was leicht übersehen wird. Das Randständige. Das scheinbar Nebensächliche.

    vorbei.thüringen ist kein klassisches Dokument. Keine Chronik.

    Sondern ein poetischer Versuch, das Alltägliche neu zu lesen – als Text, der sich im Moment zeigt. Im Innehalten. Im Gehen. Im Sehen.

    Eine Art visuelle Meditation – und vielleicht auch ein Gegenvorschlag: Thüringen nicht als politische Projektionsfläche zu betrachten, sondern als Raum stiller Gegenwart.

  • 49-mal vorbei – Meine fotografische Spurensuche im raumB1

    Zwischen Anfang 2020 und Anfang 2024 fanden auch leise Töne Eingang in mein visuelles Tagebuch: 49 Monate, in denen sich Welt und Leben veränderten. Von den ersten stillen Tagen der Pandemie bis zur überstandenen Herzerkrankung begleiteten mich diese flüchtigen Aufnahmen wie kleine Atempausen.

    49-mal vorbei mit dem Smartphone eingefangen – beiläufig, im Vorübergehen. Es entstehen Bilder, ohne Inszenierung und Filter, ein Mosaik persönlicher Erinnerungen, ein Streifzug durch die Zwischenräume des Alltags, wo das Flüchtige und das Persönliche sich berühren.

    Die Serie besteht aus neunundvierzig Bildern, jeweils im Format 20×20 cm, und folgt einem festen Rhythmus: Jeden Monat wähle ich ein Bild aus meinem visuellen Tagebuch aus.

    Rückkehr zur Langsamkeit und Tiefe

    Einige dieser Aufnahmen habe ich früher als spontane Notizen im digitalen Raum über soziale Medien wie Facebook, Instagram oder WhatsApp geteilt. Überraschend tauchte aus den Tiefen des Netzes jemand auf, der auf jedes Bild mit einem eigenen antwortete– ein Frage-und-Antwort-Spiel in Bildern. In der pandemiebedingten Distanz entstand so die Begegnung mit Thorsten Fuhrmann auf Facebook– und daraus entstand unser gemeinsames Projekt „opposites and dialogues“, das schließlich als kleines Heft im Icon Verlag erschien.

    Inzwischen habe ich mich aus diesen Plattformen wieder zurückgezogen. Diese Ausstellung ist eine bewusstere Form des Teilens– analog, entschleunigt und persönlich.

    Es sind keine spektakulären Motive, sondern stille Beobachtungen: Oberflächen, Schatten, Linien, Licht, Urbanes Terrain, Naturfragmente, Spuren von Menschen. Die Bildsprache bleibt offen – poetisch, manchmal rätselhaft – und lädt zur eigenen Interpretation ein.

    49-mal vorbei ist Einladung und Experiment zugleich: Was bleibt, wenn man die Welt nur im Vorbeigehen sieht? Es fordert dazu auf, den Blick für das Alltägliche zu schärfen und die Schönheit im Gewöhnlichen zu entdecken.

    Ich freue mich auf die Möglichkeit, dieses Projekt weiterzuentwickeln und in Ausstellungen zu teilen.

    #06/2020 ©Harry Sternberg

    #04/2023 ©Harry Sternberg


    Ausstellung bis 28.September 2025

    Öffnungszeiten: Samstag & Sonntag, 15–18 Uhr
    Finissage: Sonntag, 28. September, 15–18 Uhr

    raumB1 Kunst- und Kulturraum e.V., Bahnhofstr. 1, Utting am Ammersee

  • Augenreise Wien

    Augenreise Wien – Bilder im Vorbeigehen

    Eine fotografische Annäherung an das Unspektakuläre

    Die Serie Augenreise Wien versteht sich als visuelles Skizzenbuch einer Bewegung durch den urbanen Raum – einer Bewegung, die weder Ziel noch Richtung kennt, außer jener des Sehens.

    Im Mittelpunkt steht das flüchtige Bild: nicht gesucht, nicht komponiert, sondern gefunden – im Vorbeigehen. Es sind Momentaufnahmen eines aufmerksamen Blicks, der das vermeintlich Nebensächliche ins Zentrum rückt. Fassadenfragmente, Lichtreflexe, Spiegelungen, zufällige Konstellationen – Spuren des Alltags, die sich oft unserem bewussten Blick entziehen.

    Die fotografische Geste ist hier nicht dokumentarisch im klassischen Sinn, sondern poetisch: eine Einladung zum Innehalten, zum Wiederentdecken des Alltäglichen. Wien wird nicht abgebildet, sondern neu gelesen – als offener Text, der sich im Gehen, im Sehen, im Vorübergehen entfaltet.

    So versteht sich Augenreise Wien auch als Kommentar zur Praxis des Sehens selbst – und als Hommage an die stille Präsenz der Stadt.