Zwischen Anfang 2020 und Anfang 2024 fanden auch leise Töne Eingang in mein visuelles Tagebuch: 49 Monate, in denen sich Welt und Leben veränderten. Von den ersten stillen Tagen der Pandemie bis zur überstandenen Herzerkrankung begleiteten mich diese flüchtigen Aufnahmen wie kleine Atempausen.
49-mal vorbei mit dem Smartphone eingefangen – beiläufig, im Vorübergehen. Es entstehen Bilder, ohne Inszenierung und Filter, ein Mosaik persönlicher Erinnerungen, ein Streifzug durch die Zwischenräume des Alltags, wo das Flüchtige und das Persönliche sich berühren.
Die Serie besteht aus neunundvierzig Bildern, jeweils im Format 20×20 cm, und folgt einem festen Rhythmus: Jeden Monat wähle ich ein Bild aus meinem visuellen Tagebuch aus.
Rückkehr zur Langsamkeit und Tiefe
Einige dieser Aufnahmen habe ich früher als spontane Notizen im digitalen Raum über soziale Medien wie Facebook, Instagram oder WhatsApp geteilt. Überraschend tauchte aus den Tiefen des Netzes jemand auf, der auf jedes Bild mit einem eigenen antwortete– ein Frage-und-Antwort-Spiel in Bildern. In der pandemiebedingten Distanz entstand so die Begegnung mit Thorsten Fuhrmann auf Facebook– und daraus entstand unser gemeinsames Projekt „opposites and dialogues“, das schließlich als kleines Heft im Icon Verlag erschien.
Inzwischen habe ich mich aus diesen Plattformen wieder zurückgezogen. Diese Ausstellung ist eine bewusstere Form des Teilens– analog, entschleunigt und persönlich.
Es sind keine spektakulären Motive, sondern stille Beobachtungen: Oberflächen, Schatten, Linien, Licht, Urbanes Terrain, Naturfragmente, Spuren von Menschen. Die Bildsprache bleibt offen – poetisch, manchmal rätselhaft – und lädt zur eigenen Interpretation ein.
49-mal vorbei ist Einladung und Experiment zugleich: Was bleibt, wenn man die Welt nur im Vorbeigehen sieht? Es fordert dazu auf, den Blick für das Alltägliche zu schärfen und die Schönheit im Gewöhnlichen zu entdecken.
Ich freue mich auf die Möglichkeit, dieses Projekt weiterzuentwickeln und in Ausstellungen zu teilen.

