Abschied vom raumB1

Neue Leitung des raumB1 in Utting am Ammersee

Neustart im raumB1

7. Mai 2024 von Leopold Ploner vom Schondorf Blog

Erst die schlechte Nachricht aus dem raumB1: Harry Sternberg zieht sich aus dem von ihm gegründeten und geführten Kunstraum am Uttinger Bahnhofplatz 1 zurück. Die gute Nachricht ist, dass er für die Zukunft vorgesorgt und eine neue Leitung des raumB1 gefunden hat. Diese neue Leitung ist auch der Grund dafür, dass ich hier im Blog darüber schreibe, obwohl sich der Ausstellungsraum wie gesagt in Utting befindet.

Das Kuratorenteam, das im Mai die Arbeit aufgenommen hat, besteht aus drei Leuten, die wir in Schondorf sehr gut kennen. Es sind Yorck Dertinger, Andi Dietz und Joerg Staeger. Ihren Einstand gaben sie am 4. Mai mit einer Zeichnungs-Performance von Mario Milchbrandtweinstätter.

Freiheit – Wagnis – Staunen

Bevor ich nun über die neue Leitung des raumB1 schreibe, muss ich etwas zu Harry Sternberg sagen. 2018 pachtete er das ehemalige Fremdenverkehrsbüro von der Gemeinde. Was er dann aus dem nur 22 Quadratmeter großem Häuschen machte, ist einfach phänomenal.

Schon die allererste Ausstellung war auf erfrischende Art anders. Freiheit – Wagnis – Staunen widmete sich dem Uttinger Juristen, Dandy und Künstler Claus Bastian. Der hatte die zweifelhafte Ehre, Häftling Nummer Eins im KZ Dachau zu sein.

Harry Sternberg, Gründer und langjähriger Leiter des Kunstraums raumB1 in Utting am Ammersee
Harry Sternberg mit einem Kunstprojekt anlässlich der Kreiskulturtage 2017

Freiheit – Wagnis – Staunen stand dann wie ein Leitmotiv über allen folgenden Ausstellungen im raumB1. Sternberg bot jungen Künstlern wie Almut Winkler oder Hannah Doepke eine Plattform. Er zeigte aber auch bekannte lokale Größen wie Hans Dumler oder Martin Burger. Dazwischen gab es immer wieder Ausstellungen zu zeitgeschichtlichen Themen. Im raumB1 erfuhr man etwas über die vergessene Geschichte des nationalsozialistischen Lager X oder über die Tagung der Gruppe 47 in Utting. Das Publikum konnte immer wieder staunen, beispielsweise über eine Ausstellung zum Thema Insekten oder über die selbstgebauten Särge von Andreas Kloker und Axel Wagner.

Mit frischen Ideen erweiterte Sternberg den traditionellen Kunstbegriff und schuf einen Raum, der auch als hippe kleine Galerie in Soho oder Kreuzberg eine gute Figur machen würde. Eine Leistung, für die er ganz zu Recht für den Tassilo Kulturpreis der SZ nominiert wurde (Ein Tassilo für Harry). Das Archiv auf http://raumb1.de/ zeigt die Veranstaltungen der letzten sechs Jahre voller Freiheit, Wagnis und Staunen.

Neue Leitung des raumB1

Nun hat sich Sternberg ins Privatleben zurückgezogen. Davor hat er allerdings dafür gesorgt, dass sein Baby in gute Hände kommt. Die neue Leitung des raumB1 ist ein Triumvirat, das wir in Schondorf recht gut kennen.

Am bekanntesten von den Dreien ist wahrscheinlich Yorck Dertinger (https://yorckdertinger.com/). Mit seinem Dorfportrait hat er eine Art Zeitkapsel geschaffen, die späteren Generationen einen lebendigen Eindruck vom Schondorf der 2020er-Jahre geben wird (Schondorf sucht die Durchschnittsbürger). Mit seinem scharfen Auge, seiner technischen Sorgfalt und Strenge ist er ein Garant, dass die Ausstellungen im raumB1 auch weiterhin auf dem gewohnt hohen Niveau sind.

Neue Leitung des raumB1: Joerg Staeger, Yorck Dertinger und Andreas Dietz
Die drei Neuen: Joerg Staeger, Yorck Dertinger und Andreas Dietz (Foto © Yorck Dertinger)

Der Zweite im Bunde ist der Videokünstler Joerg Staeger, der abwechselnd am Ammersee und in New Mexico lebt (https://joerg-staeger.de/). Er hat selbst schon im raumB1 ausgestellt (Videoinstallation Fragments#02). Mit seinen Verbindungen in der internationalen Kunstwelt kann er aufregende neue digitale und multimediale Projekte an den Ammersee bringen.

Ein interessanter Gegenpol zu diesen beiden ist Andi Dietz, den wir eher als Musiker denn als bildenden Künstler kennen. Er repräsentiert eine jüngere Generation, die in den Ausstellungen rund um den Ammersee bislang noch wenig vertreten ist. Außerdem hat er beste Beziehungen zu gleichaltrigen und -gesinnten in der Freien Kunstanstalt in Dießen. Das eröffnet interessante Möglichkeiten für den gegenseitigen Austausch.

Man wird sehen, ob die Zusammenarbeit von drei doch recht unterschiedlichen Charakteren auf Dauer klappt. Aber wenn sie klappt, dann können wir uns auf aufregende Projekte im raumB1 freuen. Der Anfang ist jedenfalls schon ausgesprochen vielversprechend.

Macht.Kontrolle.Unglücklich?

Ironischerweise ist auch die erste Ausstellung des neuen Kuratorenteams mit drei Worten betitelt, nämlich Macht.Kontrolle.Unglücklich?

Miene Gruber bei einer ein-strich-Zeichnung im raumB1, Utting am Ammersee
Mario Milchbrandtweinstätter im raumB1

Eigentlich ist es weniger eine klassische Ausstellung, als eine Zeichnungs-Performance. Mario Milchbrandtweinstätter bemalte zur Eröffnung am 4. Mai alle vier Wände des Raums in seinem typischen Stil, mit einer einzigen, durchgehenden Linie.

Ein Strich, ein Satz

Wie kann man so eine Ein-Strich-Zeichnung angemessen beschreiben? Am besten wohl mit einem Ein-Satz-Text.

Miene Gruber ist am Ammersee bekannt wie ein bunter Hund, als Rockstar (Gruba), Kioskbetreiber (Bayerische Brandung), Festivalorganisator (Summermarkt), demnächst vielleicht als Wirt des Uttinger Strandbades, und unter seinem künstlerischen Alter Ego, dem Demotivationstrainer und Ein-Strich-Zeichner Dr. Mario Milchbrandtweinstätter, dessen gezeichnete Kalender in vielen Wohnungen rund um den Ammersee und darüber hinaus hängen, und in dessen Stil er am 4. Mai 2024 zur Neueröffnung des raumB1 in Utting alle vier Innenwände des ehemaligen Fremdenverkehrsbüros am Bahnhofplatz mit einer Zeichnung schmückte, die nur aus einer einzigen durchgehenden Linie ohne Überkreuzungen besteht, und trotzdem ein reiches Panoptikum an Bilder zu den Themen Macht, Kontrolle und Unglück enthält, nämlich die Lebensgeschichte vom jungen Naturburschen, der unverdorben aus den rauen Bergen in die Stadt kommt, dort in die Fänge des Kapitalismus gerät und sich zum kontrollbesessenen Machtmenschen wandelt, womit er aber nicht glücklich wird, sondern in der Luxuskarosse einen Auffahrunfall mit der Zimmerecke verursacht, damit dem Spott preisgegeben ist und sich erst in die Natur und dann in den Beichtstuhl flüchtet, bevor er seinen ganz persönlichen Dämonen trifft, mit dem er im letzten Bild entspannt vor dem Fernseher sitzt, auch wenn ihm dabei eine Axt im Kopf steckt, und all das illustrierte Milchbrandtweinstätter unter reger Teilnahme und vielen guten Ratschlägen des zahlreich erschienenen Publikums, wobei dahingestellt sei, ob diese aktive Beteiligung der Zuschauer ihm das Werk erleichtert oder die Arbeit erschwert hat, aber zu guter Letzt beendet er nach über drei Stunden erschöpft, schwitzend, aber zufrieden, die Ein-Strich-Zeichnung, für die er im Ganzen sechs große Filzstifte verbraucht hat, und die nun bis zum 19. Mai im raumB1, Bahnhofplatz 1, Utting am Ammersee zu sehen ist.

Harry Sternberg und sein raumB1 am Uttinger Bahnhof

Stand: 08.04.2024, 15:24 Uhr

Harry Sternberg vor dem raumB1 in Utting
Harry Sternberg verlässt den raumB1: Nach sechs Jahren übergibt der Uttinger Künstler und Kurator den Raum am Bahnhof an seine Nachfolger. © Setzer

Wer in Utting zum Ammersee möchte, egal wie er anreist, kommt unweigerlich an der Bahnhofstraße eins vorbei. Früher befand sich an der zentralen Adresse die Touristeninformation der Gemeinde in einem kleinen Pavillon aus den 70er Jahren. Jetzt befindet sich dort der über die Landkreisgrenzen hinweg bekannte Kulturort „raumB1“. Lange zeit hat ihn Harry Sternberg kuratiert. Jetzt ist es für ihn an der Zeit, ‚seinen‘ Raum weiterzugeben.

Utting – Der raumB1 ist ein pulsierender und spannender Ort für Kunst, Kultur und Begegnung. Zu verdanken ist das Harry Sternberg, der als rühriger Gründer und Kurator das B1 seit nunmehr sechs Jahren als eine Erfolgsgeschichte betreibt; ohne das B1 wäre die Kulturregion Ammersee ärmer.

Die Idee, einen Begegnungsort für Kunst und Kultur zu schaffen, beschäftigte Sternberg schon länger – er selbst ist als Fotograf in der Kunst tätig. Gleich nach dem Austreten aus dem aktiven Berufsleben begann die Planung. Zuerst dachte er an einen Bauwagen, jedoch flatterte schon damals in seinem Kopf der kleinen Bau in der Bahnhofstraße. Und der Zufall kam ihm zu Hilfe: 2018 konnte er den Raum übernehmen. Sternbergs Traum war es, einen Raum zu schaffen, der Künstlern eine Plattform bietet, Hemmschwellen abbaut und möglichst viele Menschen anspricht – eine Gemeinschaft zusammenbringt. Die Vision wurde Wirklichkeit.

Die erste Ausstellung im raumB1: „Häftling Nr. 1“

Den Anfang machte die Ausstellung „Der Häftling Nr. 1“ über den Maler und Juristen Claus Bastian, der am Ammersee aufwuchs und als erster Häftling im KZ Dachau interniert wurde. Über sechzig weitere Ausstellungen stellte Sternberg im B1 auf die Beine. Darunter nicht nur Kunstausstellungen, sondern auch Dokumentarisches wie zu Brecht am Ammersee oder die begleitende Ausstellung zur Recherche der Schüler des Ammerseegymnasiums Dießen zu den Außenstellen des KZs Dachau. Dabei war es Sternberg immer ein besonderes Anliegen, dass auch Künstler außerhalb der Region zum Zuge kommen: „Viele Künstler und Projekte kamen dabei einfach auf mich zu, ich musste mich da nie bemühen. Nur mit jungen Künstlern sieht es anders aus, auf die geht man dann halt einfach aktiv zu, dann gelingt auch das.“ Neben den Ausstellungen sollte man auch die zahlreichen Konzerte und Lesungen im raum B1 nicht vergessen. Wie gesagt, Harry Sternberg ist rührig.

„Mir ging es immer darum, dass alle Menschen einen Blick auf die Kunst werfen. Genau dafür ist der zentrale Ort und die große Schaufensterfläche einfach ideal.“ Dieses Ziel hat Sternberg erreicht. Der raumB1 wurde zu einem Ort des Austauschs, der Inspiration und des kreativen Schaffens. Auch in den coronalen Zeiten samt ihren Kontaktbeschränkungen ging dieses Konzept auf. Hier agierte das B1 mit Ausstellungen, Video- und Klanginstallationen, die man durch das Fenster betrachten konnte.

Doch nun steht eine Veränderung bevor: Harry Sternberg übergibt den Raum in neue Hände. Ganz in seinem Sinn übernehmen die Künstler Yorck Dertinger, Jörg Staeger und Andi Dietz die Leitung und das Kuratieren im B1. Eines ist sicher: Das B1 bleibt Utting als Raum für Kunst und Kultur erhalten.

Kein Bedauern: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt

Etwas Traurigkeit? „Nein, gar nicht. Das B1 hat mir unglaublich viel gebracht, Begegnungen mit Menschen, denen ich so vielleicht nicht begegnet wäre, viel Freude und Spaß. Ich habe auch immer gesagt, dass ich das nicht ewig machen werde.“ Und scherzhaft: „Mit´m Stock mag ich da nicht mehr hingehen, das schaut blöd aus.“ Sternberg vertraut seinen Nachfolgern – und ihren Ideen: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt und ich freue mich sehr, dass ich mein B1 weitergeben kann. Die werden sicher ihre eigene Handschrift einbringen und den raumB1 weiterentwickeln. Genau so ist es gut.“

Harry Sternberg hat den raumB1 mit Herzblut geführt. Sein Engagement und seine Leidenschaft waren sechs Jahre lang spürbar. Das B1 hat Künstler gefördert, Neues entdeckt und die lokale Kulturszene bereichert. Spannend und vielfältig war es immer im B1. Wir sind gespannt auf die Zukunft und freuen uns darauf, den raumB1 unter neuen Kuratoren weiterhin zu besuchen. Ein großes Dankeschön an Harry Sternberg.
Klaus Setzer

Zum Originalartikel aus dem Kreisbote Landsberg:
https://www.kreisbote.de/lokales/landsberg/harry-sternberg-und-sein-raumb1-am-uttinger-bahnhof-92992021.html

GENERATION TRANSMISSION, PICTURED im Refugium Utting

GENERATION TRANSMISSION, PICTURED
www.generation-transmission-pictured.com
Generation Transmission, Pictured ist ein Kunstprojekt von drei Münchner Künstlerinnen, Nana Dix, Anja Frers und Uschi Siebauer.

GENERATION TRANSMISSION
Nana Dix, Anja Frers und Uschi Siebauer

Ausstellungsdauer: 17.06. – 16.07.2023
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 16 – 19 Uhr

Refugium Lagerhalle am Uttinger Bahnhof

Transgenerationale Weitergabe (Transmission) bezeichnet die Übertragung von Erfahrungen der Angehörigen einer Generation auf die Mitglieder einer
nachfolgenden Generation, wobei es sich in der Regel um ein unbeabsichtigtes,oft unbewusstes und nicht selten auch ungewolltes Geschehen handelt.

Nana Dix, Anja Frers und Uschi Siebauer setzen sich in ihren aktuellen Arbeiten mit dem Thema der transgenerationalen Weitergabe auseinander.
Die Künstlerinnen bewegt die Frage wie Krieg, nationalsozialistische Ideologie, christliche Traditionen und autoritäre Erziehungsideale unsere Eltern und Großeltern geprägt haben und welche dieser Traumata und Muster wir weitertragen.

Die Bilder der Künstlerinnen sind allesamt einer jeweils persönlichen Geschichte entsprungen und so vielfältig wie diese. Auf der Suche nach dem, über das man nicht spricht sind digitale Collagen, manuelle
Collagen, Übermalungen und Bilder in unterschiedlichen Techniken entstanden.

Durch die Ausstellung GENERATION TRANSMISSION, PICTURED soll das Interesse an der eigenen Familiengeschichte und deren Übertragungen geweckt und auf dieses Thema visuell aufmerksam ge- macht werden.
Denn jeder ist Teil einer Generationenkette. Im Oktober 2022 ist auch der durch eine Crowdfunding Kampagne finanzierte Bildband GENERATION
TRANSMISSION, PICTURED mit den Arbeiten von Nana Dix, Anja Frers und Uschi Siebauer erschienen.

Bildband und Ausstellung sollen dem tieferen Verständnis der Folgen von Krieg und Nationalsozialismusauf die nachfolgenden Generationen dienen.


AUSSTELLUNGEN GENERATION TRANSMISSION, PICTURED
2024 PASINGER FABRIK, Mai – August 2024
2023 REFUGIUM, Utting, 15.06 – 16.07.2023
2022 MIM GALERIE, Raum für Kultur, München, 17.11 – 10.12.2022
ARKADEN STADTMUSEUM, München, 6.6. – 20.6.2022

BUCH
GENERATION TRANSMISSION, PICTURED, Haendehoch Verlag 2022

“menschsein” Fotografien

Es sind Alltagsmomente von Menschen, augenblicklich, mal nachdenklich, traurig oder humorvoll. Die kleine Auswahl von Arbeiten entstanden in einem Zeitraum von über 25 Jahren. An Orten in Spanien, in Portugal, dem Baltikum, in Polen, der Türkei, in Italien, in Nepal, in Costa Rica, dem Oman auch aus Utting.
©Fotos: Harry Sternberg

Fotos zur Ausstellung “Kennst du das Land…?”

„Kennst du das Land…?“


Die Idee zu dieser Ausstellung entstand im Zusammenhang der Kreiskulturtage des Landkreises Landsberg 2022 und dessen Thema „Sehnsucht“. Wer denkt da nicht an Johann Wolfgang von Goethes berühmte Zeilen aus Mignon? Wir haben Künstlerinnen und Künstlern beiderseits der Alpen die Frage neu gestellt. Sie antworten mit ihren Bildern. Was für die einen ein Sehnsuchtsmotiv, ist für die anderen das Land, in dem sie leben. So entsteht ein Mosaik aus unterschiedlichen Streiflichtern auf das Land südlich des Brenners.

Flyer zur Ausstellung

Die Ausstellung beginnt im Kunstfenster mit einem Dialog großformatiger Arbeiten. Fotografie trifft auf Malerei. Marcello Leottas Aufnahme der Piazza di Spagna und dessen Gegenstücke aus der toskanischen Kleinstadt Follonica zeigen Orte, an denen die Zeit angehalten ist. Der touristische Hotspot steht
wegen des Lockdowns im Frühjahr 2020 still. Im anderen Fall malt Martin Gensbaur an einem Ort, wo immer Freitags ein Markt stattfindet und über den Rest der Woche nichts los ist oder er blendet alles, was sich bewegt, einfach aus.
Bilder aus Italien, die befremden. Das Land, „wo die Zitronen blühen“, kann man auch so sehen.

Zehn zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler laden in den Taubenturm oberhalb des Kunstfensters ein zu einer Reise in Bildern:
Margareta Biegert-Simm, Uffing,
Mauro Corbani, Scarlino,
Florian Freier, Schondorf,
Thorsten Fuhrmann, Huglfing,
Martin Gensbaur, Dießen,
Sabine Jakobs, Dießen,
Susanne Kohler, Weilheim,
Marcello Leotta, Rom,
Gabriele Rothweiler, Dießen und
Harry Sternberg, Utting.

Begleitend zu den beiden Ausstellungen
erscheint die achte Ausgabe der Schriftenreihe
DAS KUNSTFENSTER (ISBN 978-3-9823039-1-8)

opposites and dialogues

Thorsten Fuhrmann und Harry Sternberg fotografieren; sie fotografieren manchmal ähnliche Motive. Der Blick für alltägliches, für leicht zu übersehendes ist beiden zu eigen.

Was haben ein vergessenes Fahrradschloss und ein Seil um einen Baum geschlungen gemeinsam, was eine schwarze Klinker- und eine rote Backsteinwand?

Die Antworten darauf sind in ihrer gemeinsamen Publikation „opposites and dialogues” zu sehen. Die beiden Künstler haben 60 Bilder gegenübergestellt, ohne Erklärungen und ohne die jeweilige Autorenschaft anzugeben.

Es entspricht ihrer Arbeitsweise, dass das Buch zwei Anfänge, aber kein Ende hat.


so-VIELE.de Heft 73
ISBN 978-3-946803-86-7
icon Verlag Hubert Kretschmer, München 2021
Auflage: 750 Exemplare
VK-Preis: 3.- €

Thorsten Fuhrmann, Künstler und Kurator, lebt in Huglfing.
kunstimoberland@gmail.com

Harry Sternberg, Künstler und Kurator, lebt in Utting.
raumb1@web.de

Nominierung Tassilo-Kulturpreis 2021

Artikel von Katja Sebald, Süddeutsche Zeitung vom 06. April 2021

Süddeutsche Zeitung, Starnberg R7, Dienstag 6. April 2021

Tassilo Kulturpreis: Heimat finden durch die Kunst

In seinem “Raum B1” zeigt Harry Sternberg immer wieder Geschichten von Aufbruch und Ankommen in Utting

Von Katja Sebald, Utting

Die Eltern von Harry Sternberg waren Heimatvertriebene aus Schlesien, er selbst kam 1953 in Niederbayern zur Welt. Und doch fühlte auch er sich viele Jahre seines Lebens entwurzelt. Angekommen ist Sternberg erst, seit er mit seiner zweiten Frau in Utting am Ammersee lebt. Zur Erforschung von heimatgeschichtlichen Themen habe er vor allem wegen seiner eigenen Heimatlosigkeit gefunden, sagt er rückblickend.

Harry Sternberg, für den Tassilo-Kulturpreis nominiert, wuchs auf einem abgelegenen Bauernhof bei Eggenfelden auf. Weil er ein später Nachzügler in der Familie war, hatte er keinen Kontakt zu anderen Kindern. Auch in der Schule blieb er ein Einzelgänger, er war schüchtern und hatte schlechte Noten. Sein einziges Glück war eine Kamera, die ihm sein Vater schenkte. Er brach die Schule ab, kam als Fünfzehnjähriger ganz allein nach München, machte eine Ausbildung und wohnte in einem Lehrlingsheim. Das Abitur holte er auf dem zweiten Bildungsweg nach, es folgten ein Ingenieurstudium und dann viele Berufsjahre im Bereich Energieberatung und -management. In den 1990er Jahren, nachdem er an den Ammersee gezogen war, fing er wieder an zu fotografieren. Bald darauf absolvierte er ein Fernstudium Fotografie an der Neuen Kunstschule Zürich.

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