„Wilde Mischung“ am Dorfbrunnen

Models präsentieren im Café „Tal des Lebens“ – 500 Euro für Förderverein „Lebensfreude“

Utting – Na, da war was los im Café „Tal des Lebens“ steppte der Bär. Klamotten aus Streichers Tenne wurden für den guten Zweck versteigert. Elf Models aus vier Ländern präsentierten, was sonst dicht gedrängt auf Kleiderständern im Halbdunkel der Tenne hing. Hier erhielt es neuen Glanz und begeisterte Käufer, Der Charme dieses Abends lag im Unvollkommenen, im Improvisieren, im kontrollierten Chaos. Und im Humor des Publikums, das kleine Zwischenfälle mit Lachen, Klatschen und Kommentaren begleitete. Dabei stand hinter dem vermeintlichen Chaos eine straffe Regie und akribische Vorbereitung.

Almut Winkler, Hanna Kilzer und Cornelia Maslin – die drei leben in einer Wohngemeinschaft zusammen – hatten als Stammkundinnen in der Gebrauchtwaren-Tenne die Idee zu dieser Schau. Und Geschäftsführerin Gabriella Streicher machte gern mit. Denn viele ihrer Schätze gehen in der Flut der schieren Menge einfach unter. So staffierte man den Vorführraum hinter dem Café für diesen Abend mit so ziemlich allem aus, was an edlem Trödel in der Tenne angeboten wird: Sofas, Stühle, Sessel, kleine Tischchen, Teppiche, Steppdecken. Sammeltässchen, Vasen, Gläser und Kunstblumen-Arrangements. „Wilde Mischung “ als Titel für diese irre Veranstaltung erwies sich als angemessen. Fast alles, was rumstand konnte gekauft werden. Vorher aber brauchte man jede Sitzgelegenheit. Denn der Andrang war gewaltig, gut, dass da dicke Teppiche lagen. So konnte man sich bequem am Boden drapieren.

Die „Models“ hatten sich die Drei im Freundeskreis gesucht. Und der ist bunt. So stammten zwei junge Männer aus Uganda und Afghanistan, eine Engländerin war dabei und natürlich die einheimischen vom Ammersee.

Zur fetzigen Musik vom DJ spazierten die Models herein. Tanzend, gestikulierend, ihre Kleider gekonnt präsentierend mit Drehungen und Sitesteps. Und immer stimmten die Accessoires zum Outfit: Wild geschlungene Tücher um den Kopf, freche Hütchen, dramatisch umgelegte Capes. Handtaschen und nostalgische Koffer ergänzten das Erscheinungsbild mal urkomisch, mal richtig schick. Natürlich passende Handschuhe und originelle Schuhmodelle. So manche High Heels wurden wohl hier zum zweiten Mal getragen (zum ersten und letzten Mal von der ehemaligen Besitzerin). 

Ansteckende Begeisterung

Und weil man das ja alles ersteigern sollte, heizte Auktionator Miene Gruber die Stimmung an. Mit Übertreibungen heilt er sich nicht zurück und pries so manchen Synthetik-Fummel als echten Chinchilla an. Aber wenn er einen berühmten Markennamen nennen konnte, rastete er vor Begeisterung fast aus. Das steckte an. Man steigerte, bot mit und bekam schließlich oft ein Schnäppchen etwa eine Lammfelljacke, einen Designer-Gehrock oder eine wunderschöne Seidenbluse. Die Preise waren niedrig angesetzt, beginnend bei einem Euro, bei wertvollen Stücken waren höchstens zwanzig Euro Mindestgebot.

Reinerlös für guten Zweck

So mancher bekam im Gebotsrausch auch, was er eigentlich gar nicht wollte. Egal, man steigerte ja für den guten Zweck. Denn der Reinerlös des Abends geht an den Förderverein „Lebensfreude e.V. “, den Ludwig Streicher gegründet hatte und den seine Frau Gabriella heute führt. „Fünfhundert Euro haben wir eingenommen“, berichtete Gabriella am späten Abend, „Vielleicht wiederholen wir die Aktion irgendwann. Es hat uns allen jedenfalls wahnsinnigen Spaß gemacht.“ .

Ammersee Kurier, 13. Dezember 2017, Jutta Bäzner

Die alten Kleidungsstücke aus Streichers Tenne wurden so originell präsentiert, dass fragwürdige Fummel ersteigert wurden. Hier: Hanna Kilzer mit Daniel Mauermann (man beachte die heißen Schuhe des Herrn!). Julia Buchberger (r.) glänzte im hautengen Silberkleid ein einfallsreicher Gesichtsschmuck.

Fotos: Harry Sternberg

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