Leben in Blasen

Für „Leben in Blasen“ habe ich ein älteres Werk aus dem Jahr 2010 ausgewählt – und doch wirkt es heute aktueller denn je. Die fotografische Performance entstand im Rahmen eines Straßentheatefestivals in Krakau und zeigt zwei Körper, eingeschlossen in einer transparenten Kunststoffblase.

Sichtbar und gleichzeitig abgeschirmt, nah beieinander und doch voneinander isoliert – eine Szene, die sich für mich heute fast wie eine Metapher für den gesellschaftlichen Zustand lesen lässt.

Foto: ©Harry Sternberg, 2010

In unserer heutigen Zeit gibt es viele Spaltungen in der Gesellschaft. Menschen ziehen sich oft in ihre eigenen auch digitalen Welten zurück, sogenannte „Bubbles“. Diese Blasen können Schutz geben – aber sie können auch dazu führen, dass wir uns von anderen abschotten. Sie schaffen Nähe, aber auch Ausgrenzung.

Die Frage ist: Wer gehört zu unserer Blase – und wer nicht? Wen nehmen wir wahr, und wer bleibt unsichtbar? Die Arbeit beschäftigt sich mit den Übergängen zwischen Körper, Raum und Gesellschaft. Gerade heute mit der Digitalisierung spüren wir diese Grenzen und Verbindungen besonders stark. Algorithmen entscheiden mit, was wir sehen und glauben. Politische Gruppen entfernen sich voneinander. Viele Menschen bleiben lieber in ihrer eigenen Komfortzone.

Das Bild stellt wichtige Fragen: Wie wollen wir als Gesellschaft zusammenleben? Wie viel Nähe ist echt – und wie viel nur scheinbar? Es fordert uns auf, unser Miteinander neu zu überdenken.

Denn heute zu Leben heißt oft in Blasen leben.

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